Verzurrte Welt

Kunsthalle Schweinfurt
Malerei und Plastik 1975 – 2016
11. November 2016 bis 23. April 2017

 

Bereits seit den 1980er Jahren konzentrieren sich das Sammlungskonzept und die Wechselausstellungen der Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt auf deutsche Kunstäußerungen der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart, die seit 2009 in der Kunsthalle Schweinfurt im Spannungsfeld von Abstraktion und Figuration, Informel und Expressionismus, klassischer Bildhauerei und Objektkunst gezeigt werden. Ein Fokus liegt vor allem auf den neofigurativen Ausdrucksformen in Plastik und Malerei, die mit den Namen der Künstlergruppen Spur, Wir, Geflecht und Kollektiv Herzogstraße verbunden sind und der Kunsthalle Schweinfurt ein attraktives Alleinstellungsmerkmal im Kunstschaffen des 20. und 21. Jahrhunderts verleiht.

Für die Emanzipationsbewegungen in der Kunst der späten 1950er Jahre und für ein gesellschaftskritisches Aufbegehren stehen in Süddeutschland die (damals) jungen „wilden Künstler“ der Münchener Künstlergruppe „SPUR“ mit Lothar Fischer, HP (Hans Peter) Zimmer, Helmut Sturm und Heimrad Prem, die alle ihren Platz im ehemaligen Ernst Sachs Bad haben. Das Werk von Heiko Herrmann – Schüler des „Spur“-Mitglieds Heimrad Prem und von 1976-1981 Mitglied des „Kollektiv Herzogstraße“ – dokumentiert diese deutsche Kunstgeschichte nachhaltig, seine geistigen Väter sind darüber hinaus die Maler Max Beckmann und Paul Kleinschmidt, dessen Gemälde in der Sammlung Joseph Hierling nebenan gezeigt werden. Der Künstler Heiko Herrmann steht in der Kunsthalle Schweinfurt und in der deutschen Kunstgeschichte für einen neofigurativen und farbgewaltigen Expressionismus.

Das Werk von Heiko Herrmann (geb. 1953) war bereits vor über 20 Jahren damals in einer Kooperation mit dem Kunstverein Schweinfurt 1995 in der Halle Altes Rathaus zu sehen. Seither begleitet sein Gemälde „Perchten“ die jeweiligen Dauer-präsentationen. Die Werkschau des Münchener Malers „Verzurrte Welt“ knüpft auf eindrucksvolle Weise an die ständige Ausstellung im Erdgeschoss an und kann darüber hinaus auch den Dialog zur Sammlung des expressiven Realismus gegenüber im Raum herstellen.

Die von Andrea Brandl M.A. kuratierte Ausstellung zeigt rund 60 Arbeiten bestehend aus Plastiken und Gemälden und gibt retrospektiv Einblick in 40 Jahre kreativen Schaffens des Künstlers. Bewegung, Farbe, Lineament stehen im Zentrum. Letztendlich aus der Figur kommend hat Heiko Herrmann zu einer ganz eigenen, expressiven und unvergleichlichen Handschrift gefunden, die er in den letzten Jahren noch zu gewaltigen Farbexplosionen und dicht gedrängten Kompositionen zu steigern vermochte. Er selbst versteht seine Bilder als sinnbildliche Schöpfungen einer „inneren Mechanik der Welt.“ Auch im Titel der Ausstellung „Verzurrte Welt“ findet dieses künstlerische Anliegen sichtbar ihren Ausdruck.
(Text Kunsthalle Schweinfurt)

 

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